Artikel aus dem Hope Magazin
Ausgeglichen leben!
Balance in einer spezialisierten Welt
Ausgeglichen leben – Balance in einer spezialisierten Welt
Tippt man in Google die Überschrift »Ausgeglichen leben« ein, erhält man unzählige Treffer. Tausende von Tipps werden gegeben, und die angebotene Literatur kann in einer Lebensspanne nicht bewältigt werden. Dabei spannt sich der Bogen von emotionalen oder seelischen Hinweisen über die Ernährung und körperliche Fitness bis hin zur Gedankenhygiene. Unweigerlich kommt einem dabei die »alte« Definition von Gesundheit der WHO in den Sinn: »Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und seelischen Gleichgewichts und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.«
Körper
Wir sind bestrebt, unseren Körper fit zu halten, besuchen das Fitnessstudio, lesen fleißig Bücher über die richtige Ernährung und besuchen in regelmäßigen Abständen den Hausarzt. Wir wissen um den Wert eines gesunden Körpers und tun alles, um ihn gesund zu erhalten. Nein, das betrifft sicher nicht die Mehrheit, aber zumindest einige Menschen sind da recht konsequent.
Geist
Seit der Schule bemühen wir uns um unser intellektuelles Verständnis. Natürlich muss man mit dem erforderlichen Wissen für den Beruf Schritt halten. In den Gesprächen beim Mittagstisch in der Firma oder im Freundeskreis kann man sich keine Blöße punkto Wissen in Bezug auf Wissenschaft oder Politik leisten. So bildet man sich weiter, was das Zeug hält. Ja, auch hier ist es vermutlich nur eine Minderheit, die diesen Bereich sehr ernst nimmt.
Psyche
Letztlich muss auch das Leben emotional bewältigt werden. Deshalb werden Stress- und Trauerseminare besucht. Dazu kommen Entspannungsübungen und die Beschäftigung mit allen möglichen (oder unmöglichen) Theorien, wie man sich selbst und andere findet –
natürlich im geistigen Sinne.
Ausgeglichenheit
Doch bei all dem lauert die große Gefahr, einen der beschriebenen Aspekte im Leben überzubewerten und den Rest zu vernachlässigen! Der Mensch verliert die Ausgeglichenheit, die Folgen lassen nicht lange auf sich warten. Die Betonung der körperlichen Gesundheit stempelt einen nicht ganz zu Unrecht schnell zu einem Fanatiker. Beschäftigt man sich zu sehr mit den intellektuellen Fragen, steht man mit seinem Lieblingsthema ziemlich alleine da und die gefühlsbetonten Menschen, die alles und jeden allein nach ihren Eindrücken einschätzen, werden ohnehin nicht sehr ernst genommen. Das Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele bleibt in jedem dieser Fälle auf der Strecke. Die natürlichen Folgen sind mangelnde Wertschätzung und fehlender Respekt.
Die soziale Komponente
Die Unausgeglichenheit ist in unserer spezialisierten Zeit ein grundsätzliches Problem. Man tut sich und anderen nichts Gutes, wenn man sich einseitig auf bestimmte Themen einschießt und die daraus resultierenden Ergebnisse zum Maßstab für andere macht. Mit eigenartigen oder sogar fanatischen Menschen fällt der Umgang schwer. Man meidet diese »Sonderlinge«, die meistens in einem Gespräch mit ihnen nur EIN Thema haben. Das soziale Leben wird für solche Menschen immer schwieriger. Aus gutem Grund hat daher die WHO dem Gesundheitsverständnis das soziale Wohlbefinden hinzugefügt. Ein für den Menschen ausgeglichenes, gesundes Leben hängt auch vom eigenen Auftreten im persönlichen Umfeld, wie z. B. Familie, Freunde, Arbeitskollegen ab. Es ist gerade diese soziale Komponente der Ausgeglichenheit, die heute auch durch technische Hilfsmittel wie Smartphones, Internet und dergleichen bedroht wird. Man surft hauptsächlich in »seiner« Welt, in der man immer wieder einseitig bestätigt wird. So bilden sich immer mehr »Verschwörungsgemeinschaften«, die alles andere als eine ausgeglichene Sicht haben.
Der wichtige Aspekt der zwischenmenschlichen Kontakte, getragen von Wertschätzung und Respekt, muss neugestaltet und gelebt werden. Zuhören, sich gegenseitig austauschen und für andere da sein, sind nur drei der vielen Komponenten, die uns als Menschen ausmachen. Ausgeglichene Menschen werden zum Segen für andere. Sie können das in jeder Form weitergeben, was sie selbst gefunden haben. Ausgeglichenheit ist auch ein wesentlicher Kern der Botschaft, über die Jesus nicht nur gepredigt hat, sondern die er aus Überzeugung gelebt hat.
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Ein Service der Hope Hörbücherei.
Autor: Ewald Jurak
Jg. 1955, Pastor und verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Söhnen, zwei Enkeltöchter
Artikel-Bildnachweis: Geber86 – iStock