Artikel aus dem Hope Magazin

28.03.2020

Wasser – begehrtester Rohstoff dieses Jahrhundert

Geht die kostbarste Ressource der Welt bald zur Neige?

Bild zum aktuellen Blog-Eintrag

 

»Der Kampf ums Wasser beginnt«, titelte kürzlich die deutsche Tagesschau in ihrem Bericht, in dem es um die Knappheit der wohl kostbarsten Ressource geht, die wir Menschen haben. Meist wird der Kampf um sauberes Wasser, ja um Wasser überhaupt, mit Afrika, Asien und Lateinamerika in Verbindung gebracht, in denen jeder dritte Fluss massiv verunreinigt ist. Und auch jeder dritte Mensch weltweit hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser! 

Das alles ist aber weit weg und solange bei uns das kostbare Nass ungehindert aus dem Hahn tropft bzw. läuft, ist noch alles in Ordnung, mögen viele denken. Wer sich aber mit Landwirten über die letzten Jahre unterhält, wird eines Besseren belehrt. Auch hier beginnt mancherorts ein Verteilungskampf um das kostbare Gut. Während Pools bis zum Rand gefüllt werden und Zierrasen mit kräftigem Grün nur so protzen, vertrocknen daneben Äcker mit ihren Früchten. Da geht es auch um Existenzen. Doch solange die Supermarktregale voll bleiben, bleiben wir wohl relativ gelassen. Schließlich kennen ja die Konzerne genug Alternativen, wo sie ihre Waren beziehen können, falls sie in einer Region wegen Dürreschäden ausfallen. Dies regt immer mehr Menschen auf – auch die Feuerwehren, die im letzten Jahr vergeblich mit ihren Lautsprechern durch Wohnsiedlungen fuhren und darum baten, wegen akuten Wassermangels die Pools bitte nicht zu füllen und die Rasen nicht zu sprengen.

 

Der eigene Brunnen 

Solange der eigene Brunnen noch genügend Wasser hat, ist die Welt also in Ordnung? Ganz so einfach machen es sich die Menschen dann doch wieder nicht, aber es steckt schon etwas Wahrheit dahinter. Krisen und Probleme werden oft erst dann wahrgenommen, wenn es einen selbst betrifft. Man mag jetzt den Menschen grenzenlosen Egoismus, Gedankenlosigkeit oder Lieblosigkeit unterstellen. Damit ist aber niemandem geholfen und es trifft auch nicht den Punkt. Uns fällt es nämlich schwer, Informationen richtig einzuordnen, viele sind unsicher und einfach völlig überfordert. Auf der einen Seite steht uns aufgrund von Überschwemmungen mancherorts das Wasser fast bis zum Hals, während uns kurze Zeit später jemand einreden möchte, wir hätten ein massives Wasserproblem – aber im gegenteiligen Sinn. Die Feuer- und Wasserkatastrophen z. B. in Australien, die sich kurz hintereinander ablösten, sind ein anschauliches Beispiel dafür – auch für die Solidarität unter der Bevölkerung. In diesem Sinne können Krisen sogar für etwas nützlich sein. Trotzdem würden wir gerne darauf verzichten.

 

Kostbarer als Gold

Obwohl mehr als zwei Drittel der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt sind, sind nur 0,3 Prozent davon trinkbar. 97,5 Prozent der Wassermassen befinden sich in den Ozeanen. Sie sind salzhaltig und für die meisten Lebewesen nicht nutzbar. Von den verbleibenden 2,5 Prozent des weltweiten Süßwassers sind aber über zwei Drittel in Permafrostböden und in den Gletschern gebunden. Also steht uns nicht einmal Ein Prozent des vorhandenen Wassers wirklich zur Verfügung!

 

Klimawandel und Wasser

  • Nach Angaben der Vereinten Nationen sterben jeden Tag fast 1000 Kinder unter 5 Jahren an Krankheiten, die durch sicheres Trinkwasser und adäquate Hygienemaßnahmen verhindert werden könnten.
  • Der Zugang zu sicherem Trinkwasser ist eine Voraussetzung für die Bekämpfung von Hunger.
  • 90 % der Naturkatstrophen, wie Dürren und Überflutungen, haben mit Wasser zu tun. 
  • Dadurch, dass weniger Wasser zur Verfügung steht, steigt der Preis pro Liter weiter an. Besonders arme Familien können sich wenig bis gar kein sauberes Wasser mehr leisten. 
  • Wasser ist begehrtester Rohstoff dieses Jahrhunderts, um den immer mehr gekämpft werden wird. 

Greta – Ein Mädchen geht in die Offensive

Interessanterweise vermag ein 17-jähriges Mädchen weltweit viele Gemüter aufzuregen. Unabhängig davon, wer oder wie viele Leute hinter Greta Thunberg bzw. der Fridays-for-future-Bewegung stehen, eines muss uns klar sein: Wir haben schon vieles in der Natur zerstört und es geht munter weiter. Wenn sich junge Menschen über ihre Zukunft Sorgen machen, dann tun sie es mit Recht. Wenn wir schon nicht auf die Stimmen Erwachsener in der Vergangenheit gehört haben, dann sollten uns ruhig die Kinder und Jugendlichen berühren. »Uns« deshalb, weil jeder Einzelne in seinem Bereich noch verantwortlicher leben kann. Weil es ein Anfang ist und damit es immer mehr Menschen tun, sollen ihre Bemühungen nicht verschwiegen werden.

 

Ein Hilfswerk gibt Einblick

Ein Beispiel von vielen zeigt das Hilfswerk ADRA. In Burundi ist ADRA rund um den bewaldeten Kibira-Nationalpark im Einsatz, der der größte CO2-Speicher des Landes und die Lebensader für die Anwohner ist. Doch Bevölkerungswachstum und Nahrungsmittelknappheit erhöhen den Druck auf die Anwohner, Kapital aus dem Nationalpark zu schlagen. Er ist von illegalen Rodungen bedroht, um Platz für wirtschaftliche Anbau-
flächen zu schaffen. Wo früher Baumwurzeln das Erdreich stabilisierten, bedrohen nun Erdrutsche die Menschen, Tiere und Ernten. In einem langfristig angelegten Projekt der Entwicklungszusammenarbeit macht sich ADRA gemeinsam mit den Anwohnern auf den Weg, Ressourcen zu schonen und Alternativen zur Abholzung zu entwickeln. 

Dieses Projekt zeigt die Entwicklungen unserer globalisierten Wirtschaft wie unter einem Brennglas. Ob nun der Regenwald in Brasilien für Soja oder Rinder gerodet wird, in Deutschland Nitrat und Gülle den Ackerboden verunreinigen, oder die Meere mit unserem (Plastik-)Dreck kämpfen – wir müssen unser Wirtschaftssystem auf einen nachhaltigeren Umgang mit der Natur einstellen. 

 

Auf uns Menschen kommt es an

Es wird immer spürbarer, dass uns natürliche Ressourcen nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen und wir bewusst und verantwortlich damit umgehen müssen. Natürlich muss auch die stetig anwachsende Weltbevölkerung mit Nahrung und Wasser versorgt werden. Wie mit diesen Aufgaben umgegangen wird, hängt auch mit weltanschaulichen, religiösen und kulturellen Aspekte zusammen. Welches Verständnis man vom Menschen und von der Natur hat, bleibt nicht ohne Auswirkungen. Wer von einer geplanten Schöpfung überzeugt ist, dem kann es nicht gleichgültig sein, wenn etwas zerstört wird. Am Anfang, so wird es in der Bibel beschrieben, war alles »sehr gut« (1. Mose 1,31). Der Mensch war und ist Teil der Schöpfung. Er hat die Verantwortung übertragen bekommen, dass er sie »bebaue und bewahre« (1. Mose 2,15). Das bezieht sich auf die gesamte Umwelt – Pflanzen, Tiere, Wasser, Luft und Erde. Der Mensch soll beides – behutsam und achtsam die Welt gestalten und sie gleichzeitig behüten und bewahren. Die Aussagen der Bibel sind brandaktuell. Schon Jesus wies auf zunehmende Krisen und Katastrophen aller Art hin. 

Auch wenn der Mensch es nicht schaffen wird, aus diesem Planeten noch ein Paradies zu machen, so darf uns das nicht verantwortungslos und gleichgültig werden lassen. Gott wird einmal eine neue Erde schaffen (siehe Jesaja 65,17; 2. Petrus 3,13), doch bis dahin wollen mit unserer alten möglichst verantwortungsvoll umgehen. Machen Sie mit! 

 

 

 

Autor: Anja Kromrei, Matthias Münz (ADRA Deutschland e. V.) & Pierre Intering