Artikel aus dem Hope Magazin
Weniger ist mehr
Pure Lebensfreude – Weniger ist mehr

Freude haben, gute Momente erleben, Glück in der Beziehung und Familie, liebe Freunde, mit denen man so einiges unternimmt, Spaß an der Arbeit, ein interessantes Hobby dazu – was wünscht man sich mehr? Ja, wenn ich das alles hätte, wenn es mir so gut ginge, wenn das alles passte – dann, dann würde ich mein Leben so richtig genießen! Denken Sie so? Ein Trugschluss – wie der wahre Fall von Bernhard zeigt …
Bernhard ist ein Glückspilz. Er hat die beste Erziehung und Schulbildung genossen. Dazu kommen eine tolle Ehefrau und zwei sehr liebe Kinder. Auch beruflich hat er einen Höhenflug hingelegt. Gemeinsam mit seiner Familie genießt er mehrmals im Jahr tolle Urlaube. Stichwort »genießen«: Das kann er nämlich nicht mehr. Eines Tages kommt er in die Praxis eines Psychotherapeuten und meint deprimiert: »Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich kann mich über nichts mehr freuen. Alles lässt mich kalt. Ich habe alles, was man sich wünscht – aber es freut mich nicht. Was stimmt mit mir nicht?«
Kommt Ihnen diese Situation vielleicht sogar bekannt vor? Was ist los mit Bernhard? Was stimmt nicht mit uns, denen es gut geht – und die wir doch nicht mehr so richtig genießen können? Ist es nicht so, dass das Leben irgendwie vorüberzieht und wir das Gefühl haben, seltsam unbeteiligt zu sein, etwas Wichtiges zu verpassen, während doch scheinbar alles da ist? »Anhedonie« nennen die Wissenschaftler dieses Phänomen, das immer mehr um sich greift. Anhedonie – eine Krankheit unserer modernen Gesellschaft. Sie meint den Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden – Lustverlust also. Wie kommt es dazu? Zum Lustzentrum unseres Gehirns führen sogenannte Leitungsbahnen. Infolge der ständigen Überreizung werden diese verstopft – und wir können nicht mehr genießen. Die Folge? Wir erhöhen die Reize, wir konsumieren noch mehr – und die Leitungsbahnen werden weiter überfrachtet, die Fähigkeit zur Freude sinkt weiter. Frust statt Lust. Das Problem? Wer zu viel hat, kommt zu kurz. Wir ersticken im Überfluss, während die Seele hungert. Mit einem Wort: Weniger wäre mehr.
Das Problem vieler Menschen ist nicht der Mangel, sondern der Überfluss. Wo Leben wieder im Kleinen, Einfachen entdeckt wird – dort kommt Freude auf. Gott hat es uns Menschen eigentlich sehr leicht gemacht. Das Leben zu genießen ist keine »Kunst«. Es besteht in der Hinwendung zu den kleinen, einfachen, klaren Bausteinen des Lebens. Ein Stück Brot, ein Schluck klares Wasser, der Wind in meinen Haaren, eine herzliche Umarmung, ein frohes Kinderlachen, ein Gebet zum Gott meines Lebens – und die Seele singt. Freude kommt auf. Probieren Sie es aus! Sagen Sie dem Überfluss leise Servus und dem Leben, wie Gott es uns gegeben hat, ein klares JA. Und entdecken Sie Lebensfreude pur …!
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Ein Service der Hope Hörbücherei.

Autor: Claudia Flieder
Übersetzerin, Dolmetscherin und Autorin; Mitarbeiterin des Hope Bibelstudien-Instituts
Artikel-Bildnachweis: Halfpoint – Shutterstock