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01.12.2024

Gibt es ein Leben nach der Krise?

Echte Gemeinschaft als Anker in Zeiten der Einsamkeit

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„Krisen – bevor ich weiterrede: Kennen Sie das überhaupt? Vielleicht schwimmen Sie ja gerade ganz oben und es ist alles paletti? Genießen Sie es! Aber Andy Andrews lässt in seinem Buch Die Begegnung die Zentralfigur des Romans sagen: ‚Wissen Sie, jeder von uns steckt entweder in einer Krise, kommt aus einer Krise oder steuert geradewegs darauf zu.‘ Hat er Recht? Wo sind Sie dann? Mittendrin, davor oder danach?“ Das waren die einleitenden Worte des Co-Moderators Matthias Müller in einer Folge der TV-Sendereihe Glauben. Einfach von Hope TV aus dem Jahr 2011.

Aber stimmt das wirklich? Ist die Krise tatsächlich so allgegenwärtig in unserem Leben und Glückseligkeit damit nur ein flüchtiger Moment?

Krisen sind ein unausweichlicher Teil des menschlichen Daseins. Sie können plötzlich und unerwartet auftreten, wie ein schwerer persönlicher Verlust, der Zusammenbruch einer Karriere oder eine globale Katastrophe, die das Leben, wie wir es kennen, auf den Kopf stellt. Krisen erschüttern unsere Welt, werfen uns aus der Bahn und stellen uns vor existenzielle Fragen: Wie gehe ich damit um? Was kommt danach? Gibt es überhaupt ein Leben nach der Krise?

In Zeiten der Krise geraten viele Menschen an den Rand ihrer Belastbarkeit. Die Bewältigung der Krise ist jedoch nicht nur eine Frage des äußeren Geschehens, sondern auch eine der inneren Haltung und der Unterstützung durch das soziale Umfeld. Eine häufig übersehene Gefahr in der Krise ist die Einsamkeit – ein Faktor, der Menschen in ihrer Verzweiflung noch tiefer in den Abgrund ziehen kann. Gleichzeitig kann der persönliche Glaube an Gott eine entscheidende Stärke sein, die nicht nur durch die Krise trägt, sondern den Weg zu einem Neuanfang ebnet.

Krisen als Wegkreuzung im Leben

Krisen bringen Verlust, Angst und Verwirrung mit sich. Es sind Momenten der Unsicherheit und des Schmerzes. Sie zerstören oft das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle, das wir uns im Alltag mühsam aufgebaut haben. Krisen werden oft zu Wendepunkten im Leben, die uns zwingen, Entscheidungen zu treffen: Wie gehe ich mit diesem neuen, unsicheren Zustand um? Wie finde ich inmitten der Verzweiflung Hoffnung? Während einige in Krisenzeiten Trost in ihrem Umfeld oder durch professionelle Hilfe finden, erleben andere eine besonders gefährliche Begleiterscheinung – die Einsamkeit.

Einsamkeit als Verstärker der Krise

Einsamkeit ist mehr als physisches Alleinsein. Sie kann auch dann auftreten, wenn Menschen von anderen umgeben sind, sich aber isoliert, unverstanden oder emotional verlassen fühlen. Besonders in Krisenzeiten ist diese Form der Einsamkeit eine gefährliche Verstärkung des ohnehin bereits belastenden Zustands. Menschen, die sich isoliert fühlen, haben oft das Gefühl, dass niemand ihre Notlage versteht oder dass es keinen Sinn hat, ihre Gefühle zu teilen. Diese Isolation kann zu einer Vertiefung der Verzweiflung führen und die Bewältigung der Krise erheblich erschweren. Einsamkeit entzieht einem die Kraft, die in Krisenzeiten dringend benötigt wird. Gedanken der Hilflosigkeit, Wertlosigkeit und Hoffnungslosigkeit können sich einschleichen und das Bild der Realität verzerren. 

Der Glaube an Gott als Quelle der Stärke

Der Glaube an Gott spielt für viele Menschen eine zentrale Rolle bei der Bewältigung von Krisen. Er bietet Hoffnung, Trost und innerer Stärke, die es ermöglicht, selbst in den dunkelsten Momenten des Lebens eine Perspektive zu bewahren. In einer Welt, die aus den Fugen geraten zu sein scheint, bietet der Glaube eine stabile Basis, auf die sich viele stützen.

Für Gläubige ist Gott nicht nur ein fernes, abstraktes Konzept, sondern eine präsente Kraft, die sie durch die schwierigen Zeiten trägt. Das Vertrauen darauf, dass Gott bei ihnen ist und ihre Sorgen kennt, vermittelt das Gefühl, nicht allein zu sein. Der Glaube schafft eine Brücke, die über die Einsamkeit hinwegführt, und gibt das Vertrauen, dass es auch in der Krise einen Sinn und Hoffnung gibt.

In der Bibel werden zahlreiche Geschichten beschrieben, die genau diesen Glauben an die göttliche Begleitung in schweren Zeiten stärken. Das Gebet ist für viele Menschen in Krisenzeiten eine wichtige spirituelle Praxis, durch die sie ihre Ängste, Zweifel und Hoffnungen ausdrücken können. Beten schafft Verbindung – nicht nur zu Gott, sondern auch zu seinem Inneren. Diese spirituelle Verbindung ermöglicht es, negative Gedanken zu beruhigen und den Glauben an ein besseres Morgen aufrechtzuerhalten.

Hoffnung und Sinnsuche in Krisenzeiten

Eine Krise wirft häufig die tiefsten existenziellen Fragen auf: Warum passiert das? Hat mein Leiden einen tieferen Sinn? Was bringt die Zukunft? Der persönliche Glaube an Gott bietet vielen Menschen Antworten auf diese Fragen, indem er ihnen einen Rahmen für Sinn und Zweck auch in den schwersten Zeiten gibt. Hoffnung ist in diesem Zusammenhang ein zentrales Element des Glaubens. Für viele Gläubige bedeutet der Glaube an Gott, dass Schmerz und Leid, die sie im Moment empfinden, nicht das Ende sind, sondern dass sie bewältigt und überwunden werden können. Diese Hoffnung auf eine bessere Zukunft verleiht dem Leben in der Krise einen tieferen Sinn und eine andere Richtung, weil sie eine höhere Macht einbezieht, die ein gewisses Loslassen und Abgeben ermöglicht.

Gemeinschaft und Solidarität 

Einsamkeit in Krisenzeiten ist oft das Ergebnis fehlender oder unzureichender sozialer Unterstützung. Echte Gemeinschaft spielt in diesen Zeiten eine zentrale Rolle, die Menschen nicht nur seelisch, sondern auch praktisch unterstützen. Menschen, die sich in ihrem Glauben verankert wissen, erfahren durch religiöse Gemeinschaft Solidarität und Trost sowie Netzwerke, die konkrete Hilfe leisten können. Für andere sind es der Sportverein, Büchertreff oder die regelmäßige Brettspielrunde mit Bekannten, die Ablenkung bieten und bei denen man auch mal Dampf ablassen darf.

In vielen Krisenmomenten wird die Gemeinschaft zum rettenden Anker. Das Gefühl der Verbundenheit hilft, die Einsamkeit zu lindern und gibt Menschen das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein, das sie durch die schwere Zeit trägt.

Zusammenhalt und Mitgefühl sind zentrale Werte, die in Krisenzeiten besonders wichtig werden. Bei Katastrophen wie beispielsweise der Überschwemmung im Ahrtal vor einigen Jahren ist dies immer wieder deutlich zu sehen: es wird geholfen, angepackt, fremde Helfer reisen an, man steht zusammen, nimmt sich auch mal in den Arm. Die Gemeinschaft kann Menschen auffangen, die Gefahr laufen, in der Krise in die Einsamkeit abzurutschen. Sie bietet einen Raum, in dem Ängste und Sorgen geteilt werden können und wo Menschen erfahren, dass sie nicht allein sind.

Ein Neuanfang nach der Krise

Ein Neuanfang nach der Krise ist nicht immer einfach und erfordert Geduld, Resilienz und die Bereitschaft, neue Wege gehen zu wollen. Krise ist also nicht automatisch das Ende, sondern kann als Übergang zu etwas Neuem begriffen werden. Gerade in der christlichen Tradition spielt die Idee von Erneuerung, von Vergebung eine zentrale Rolle.

Menschen, die ihren Glauben als Kraftquelle nutzen, die echte Gemeinschaft als wichtige Ressource entdeckt und erlebt haben, berichten oft, dass sie nach einer Krise eine neue Perspektive auf das Leben gewonnen haben. Sie haben gelernt, was wirklich zählt, haben ihre Werte neu gesetzt und sind gestärkt aus der Krise hervorgegangen.

 

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Autor: Paulin Giurgi

ist Vorstand bei Hope Media, ist Sportliebhaber und begeisterter Zuhörer von Lebensgeschichten.

Artikel-Bildnachweis: Ildar Abulkhanov– gettyimages.de