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01.06.2023

Momente der Stille

Jesus als Vorbild

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Wer schon einmal im Hochgebirge unterwegs war, kennt das Phänomen. Je höher man kommt, desto leiser werden alle anderen Geräusche um einen herum. Heraufschallender Verkehrslärm, Vogelgezwitscher, Blätterrauschen … mit jedem Schritt wird es ruhiger und dann – Stille, absolute Stille. Auch wenn man sich noch so sehr konzentriert, man hört nichts mehr, höchstens das eigene Atmen. Für Menschen des 21. Jahrhunderts kann das befremdlich, vielleicht sogar beängstigend sein. 

Wir sind es nicht mehr gewohnt, dass es still ist. Pausenlos haben wir eine Geräuschkulisse um uns herum. Ob es der Nachbar ist, der mit seiner Bohrmaschine hantiert, der vorbeifahrende Zug, die spielenden Kinder auf dem Schulhof, das Martinshorn des Krankenwagens, der Lärm auf der Baustelle usw. Zusätzlich weben wir beständig an unserem permanenten Klangteppich: Radio, Fernsehen, Podcast, Social Media und Co sind für viele allgegenwärtige Begleiter. Da fühlt sich Stille dann fremd und unbehaglich an. Und doch ist es genau das, was wir brauchen – Stille, Abschalten, Durchatmen. Sich fokussieren auf das Wesentliche. Die inneren Akkus wieder aufladen. So wie es Jesus gemacht hat. In den Berichten über sein Leben finden wir ihn immer wieder auch an einsamen Orten, allein, in der Stille. 

Lukas beschreibt solch eine Situation. Nachdem Jesus einen Menschen geheilt hatte, kamen in den nächsten Tagen Scharen von Menschen, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. „Jesus aber zog sich in die Einsamkeit zurück, um zu beten“ (Lukas 5,16 NeÜ). 

Ist das nicht eigenartig? Da kommen Menschen zu ihm, mit ihren Erwartungen und Hoffnungen, mit ihrer Sehnsucht nach Heilung, nach einem guten Wort. Und Jesus zieht sich zurück in die Stille. Weg vom Lärm der Massen, hin in die Ruhe bei seinem himmlischen Vater. Nicht, dass er den Menschen nicht helfen wollte, aber ihm war klar, dass er nicht geben kann, ohne vorher empfangen zu haben. Im Gespräch mit ihm kann er wieder auftanken und Kraft schöpfen. 

Jesus als Mensch ist mir hier ein Vorbild. So wie er brauche auch ich Momente der Stille in der Zweisamkeit mit meinem Vater im Himmel. Wenn alle Geschäftigkeit stoppt und alle anderen Stimmen schweigen, kann ich bei ihm regenerieren, mit Körper, Seele und Geist. Das sind die schönsten Augenblicke des Tages.

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Autor: Thomas Knirr

verheiratet mit Marion, drei erwachsene Töchter. Freut sich an seiner Arbeit als Pastor in Baden-Württemberg. Entspannt am liebsten beim Joggen in der Natur.

Artikel-Bildnachweis: Zorana Djordjevic – gettyimages.de