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Nichts Neues unter der Sonne
Friede auf Erden? Von wegen!

So, bitte einmal tief durchatmen für folgende Aufzählung: Unruhen, Anschläge, Korruption sondergleichen, staatliche Willkür, unerträgliche Steuerlasten, zum Himmel schreiende Ungerechtigkeiten, an den Rand gedrängte sozial Schwache, Kleinbetriebe, die unter der Last der Teuerungen und Steuern aufgeben, Unterdrückung, wohin man nur schaut, Hungersnöte, Flüchtlinge, Unfälle und Naturkatas-
trophen; eine Krise löst die andere ab und dann noch die Kriege, nur weil diktatorisch agierende Staatsmänner in ihrem Größenwahn ihr Herrschaftsgebiet auf Teufel komm raus vergrößern wollen. …
Falls Sie es bis zu dieser Stelle durchgehalten haben, alle Achtung! Es ist mühsam, alle möglichen und unmöglichen Umstände aufzuzählen, die das Leben für immer mehr Menschen fast unerträglich machen können.
Ach, damit jetzt kein Missverständnis entsteht: Diese Aufzählung entstand bei der Recherche über die Probleme um das Jahr 1 unserer Zeitrechnung. Das waren also die Umstände vor 2000 Jahren, in denen Jesus geboren wurde. Die Geschichtsbücher sind voll von Berichten über Intrigen und Grausamkeiten der damaligen Reiche. Das betrifft im Besonderen die oberen Schichten, die immer um ihren Machterhalt kämpfen mussten, aber auch alle anderen Gesellschaftsschichten, die jeweils ihre eigenen
Herausforderungen hatten. Was sich dann noch in den Familien abspielte, war oft nur ein Spiegelbild der großen Welt.
Ähnlichkeiten der früheren Krisen mit unserer Zeit sind rein zufällig … oder vielleicht doch nicht? Es lohnt sich darüber nachzudenken.
Diese gute alte Zeit
Unsere heutigen Probleme könnten uns zu einem sehnsüchtigen Blick in die Vergangenheit verleiten, in der doch alles anders und zwar besser war. Zumindest könnte man das glauben. Wer allzu romantisch in die Vergangenheit blickt, erliegt einem typischen Trugschluss, der durch Zeit und räumlichen Abstand zustande kommt. Je mehr etwas zurückliegt und je weiter weg etwas passiert, desto verklärter wird vieles wahrgenommen. Der Mensch würde es überhaupt nicht verkraften, sich den vergangenen Problemen anzunehmen. Auch die heutigen großen Krisen, die nicht direkt uns betreffen, halten wir auf Abstand. Schließlich haben wir genug damit zu tun, uns wirtschaftlich und psychisch über Wasser zu halten. Man ist ja schon glücklich, kein Nichtschwimmer zu sein. Rettungsschwimmer liegt wohl den wenigsten.
„Land unter“
Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, helfen schwerlich kluge Sätze über mögliche Ursachen oder wie man die Krise hätte vermeiden können. Unabhängig davon hilft aber der Blick in die Vergangenheit, aus der man Lehren für Gegenwart und Zukunft ziehen kann oder durch den zumindest bewusst wird, dass besondere Krisenzeiten gar nicht so der Ausnahmezustand sind.
Wer sich Zeit nimmt, um in seriösen Geschichtsbüchern die alte Zeit zu beleuchten, wird ihr vermutlich nicht mehr so gerne nachtrauern. Menschenrechte? Minderheitenrechte? Arbeitsrechte? Unabhängige Rechtsprechung? Gesundheitsversorgung? Nein, nicht dass heute alles perfekt ist – weltweit schon gar nicht –, aber das Leben ist um ein Vielfaches lebenswerter! Theorie und Praxis klaffen zwar oft ganz schön weit auseinander, aber trotzdem ist es kein Vergleich zu früher oder heutigen großen Teilen der Welt, in denen der Mensch nicht viel zählt.
Friede auf Erden
Schon in der biblischen Beschreibung rund um die Geburt von Jesus zielten die Ansagen der Engel „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude“ und „Friede auf Erden“ nicht auf wirtschaftliche, politische oder gesellschaftliche Ereignisse. Die allgemeinen Umstände wurden durch Jesus nicht anders. Die Römer wurden nicht weniger grausam und die Grabenkämpfe unter den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten nahmen nicht ab; sprich, das Leben, oft einfach ein Überleben, war nicht weniger hart. Zumindest oberflächlich betrachtet. Wer falsche Erwartungen an Jesus hatte, wurde bitter enttäuscht – auch damals schon. Selbst seine engsten Nachfolger und Freunde waren immer wieder irritiert und schließlich am Fuße des gekreuzigten Jesus am Boden zerstört. Bis zu dem Augenblick, als sie anfingen, zu verstehen, was die Mission von Jesus wirklich war.
Welchen Sinn hat denn der Glaube und speziell der Glaube an Jesus Christus? Ist das alles nur ein psychologisches Spiel, um uns die Gegenwart erträglicher zu machen, auf eine schöne Zukunft zu vertrösten und für gewissen Kreise vielleicht sogar an den Leichtgläubigen zu verdienen bzw. Macht über sie auszuüben? In diesem Sinne kann man verstehen, wenn Menschen vom Glauben nicht allzu viel halten. Aber ein anderer Blick auf das, was Absicht und Plan von Jesus waren, hilft, die Dinge vielleicht ins rechte Licht zu rücken.
Keine heile Welt
Dass wir in keiner heilen Welt leben, liegt auf der Hand. Doch wie ist es mit der Erkenntnis, dass sie auch nicht mehr heil wird? Auch wenn das nicht gerne gehört wird, aber die Erde wird kein Paradies mehr, zumindest nicht durch Menschen – wie es Bibel und Geschichte zeigen. Das soll aber niemanden abhalten, sich für ihren Erhalt und Schutz einzusetzen! Widersprüchlich? Nein. Wenn jemand unheilbar krank ist, aber noch etliche Zeit zu leben hat, wird man doch alles dafür tun, dass er/sie ein angenehmes, möglichst schmerzfreies Leben hat. Keiner würde da auf die Idee kommen, den Kranken sich selbst zu überlassen, weil er eines Tages seinem Leiden erliegen wird.
Auch wenn dies alles sehr ernüchternd klingt, ist es aber wichtig, sich keinen Illusionen hinzugeben. Der Krieg in der Ukraine ist dafür nur das jüngste Beispiel. So sehr man beispielsweise Gewaltlosigkeit schätzt und wünscht, in der Wirklichkeit bleibt es eine Illusion. Das müssen heute selbst die größten Verfechter der Friedenspolitik zugeben. Die Wirklichkeit beendet jeden Traum.
Bei mir fängt’s an
Genau hier begann die Mission von Jesus und genau hier spielt der Glaube (nicht zu verwechseln mit der Religion) die entscheidende Rolle. Jesus versprach nicht, aus der Welt etwas Besseres zu machen, doch er sprach immer wieder von Freiheit, Gewaltlosigkeit, Frieden und schließlich von Erlösung und einer neuen Weltordnung! Das war sein Programm – aber niemals im politischen Sinne oder einer großen gesellschaftlichen Umwälzung, auch wenn darauf gehofft wurde. Jesus ging es immer um die Wurzel, aus der alle Probleme entstehen: das menschliche Herz. Für die auf Äußerlichkeit bedachten Religionsführer war das ein Problem, aber Jesus nahm da kein Blatt vor den Mund: „Aus dem Herzen kommen böse Gedanken wie zum Beispiel Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, Lüge und Verleumdung. Das macht unrein. Wer aber mit ungewaschenen Händen isst, wird davon nicht unrein!“ Matthäus 15,19–20 Neues Leben Bibel. Das ist auch heute die Ursache vieler Krisen. So ungerne man es hören möchte, aber der Mensch ist in seinem Inneren nicht „herzensgut“. Auch hier wirkt die Wirklichkeit ziemlich ernüchternd. Wer heute als großer Aufdecker oder Saubermann brilliert, kann morgen ganz schnell mit Schimpf und Schande in der Versenkung verschwinden. Es fällt nicht schwer dafür Beispiele aus allen Gesellschaftsbereichen zu finden.
Die Mission Jesu zielte immer auf den Einzelnen und auf sein Innerstes. Religion und Kirchen standen oft genug dieser einfachen Botschaft von Jesus entgegen und haben deshalb auch heute an Durchschlagskraft und Bedeutung verloren. Aber wo man sich ganz persönlich den Worten und der Kraft von Gott durch Jesus aussetzt, finden gewaltige Veränderungen statt. Dass Jesus Kranke geheilt hat, waren „nur“ die äußerlich sichtbaren Zeichen, was Gott im und am Menschen verändern kann. Wer sich diese Erzählungen genauer ansieht wird feststellen, dass es immer um weit mehr als körperliche Unversehrtheit ging. Wer betrogen hatte, wurde freigiebig, der Stolze demütig, der Hassende zum Liebenden und wer in Gewalt das Heil sah, wurde zum Friedensstifter. Das war es, was das frühe Christentum im Kern ausmachte und selbst da gab es genug Rückfälle, weil man die Mission von Jesus aus den Augen verlor. Nicht umsonst versprach Jesus seinen Jüngern, eine himmlische Heimat vorzubereiten und wiederzukommen, damit alles Elend und alle Ungerechtigkeit ein Ende haben.
Krisen sind nichts Neues unter der Sonne. Doch auch wenn sie herausfordern und schmerzen, sind sie kein Grund, alles Gute in Abrede zu stellen, sondern bergen das Potenzial für Veränderung und Wachstum. Erst in der versprochenen neuen Heimat wird es so sein, wie der Mensch es sich in seinem Innersten so sehr ersehnt. Bis dahin plädiere ich dafür, dass wir uns weder durch Krisen lähmen, noch durch eine vermeintlich rosarote Vergangenheit in die Irre führen lassen. Machen wir das Beste draus. Hier und jetzt.
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Ein Service der Hope Hörbücherei.

Autor: Pierre Intering
Chefredaktion Hope Magazin