Artikel aus dem Hope Magazin
Bleibt alles anders
Auf Jobsuche - feiern oder verzweifeln?
Es war ein paar Tage vor meinem 30. Geburtstag, als ein Brief von meinem Arbeitgeber eintraf. Warum schicken die mir Post, wenn ich doch jeden Tag da bin, dachte ich ganz unbedarft und riss neugierig den Umschlag auf. „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihre Probezeit nicht verlängern können.“ Was?! Die finanziellen Gründe, die diese Maßnahme offenbar erforderlich machten, konnten den Schlag in die Magengrube nur bedingt abmildern. Natürlich war mir klar, dass es die ersten sechs Monate im neuen Job mit sich brachten, dass sich eine der beiden Seiten für einen unkomplizierten Abbruch entscheiden konnte, aber nach den ersten Wochen der Eingewöhnung hatte ich das nicht mehr ernsthaft in Betracht gezogen. Puh, nun kam also doch noch dieser ganze Bewerbungen-schreiben-Arbeitsamt-Kram auf mich zu, dem ich bisher erfreulicherweise entkommen war.
Feiern oder verzweifeln?
Es gibt Situationen im Leben, in denen sich Übergänge ganz plötzlich ereignen, ohne lange Vorlaufzeit. Eine Kündigung. Ein Unfall. Ein Kuss. Vieles andere dagegen bedarf eines längeren Prozesses, an dessen Ende dann etwas Neues eingeläutet wird: eine Hochzeit, Geburt, ein Outing oder der lang ersehnte 18. Geburtstag. Gerade diese großen Übergänge begehen wir oft mit einer besonderen Feier, um zu würdigen was war und willkommen zu heißen was kommt. Auf meine damalige Situation traf beides zu und diese Zwiespältigkeit fühlte sich seltsam an; einerseits freute ich mich auf die geplante Geburtstagsparty mit Familie und Freunden und war gleichzeitig enttäuscht und wütend über die Kündigung. Da es mir ein gewisser Zug von Sturheit in meinem Wesen möglich macht, Dinge hintanzustellen, für die ich im Moment keine Zeit oder Nerven habe, beschloss ich, mich der Jobsituation erst nach meinem Geburtstag zu widmen. So feierten wir erst einmal und vielleicht haben die Wertschätzung und das dankbare Zurückblicken auf mein bisheriges Leben dazu beigetragen, das ich mich nicht im Nachtrauern verlor, sondern gleich am darauffolgenden Montag daran machte, meinen Lebenslauf zu überarbeiten und Jobangebote zu durchforsten. Auf ein Neues.
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Ein Service der Hope Hörbücherei.
Autor: Nicole Spöhr
hat Gott sei Dank - und zwar wortwörtlich - einen neuen Job gefunden, der sie seit sieben Jahren erfüllt und der Raum für Abwechslung und Veränderung bietet
Artikel-Bildnachweis: Albert Gruber