Artikel aus dem Hope Magazin

01.03.2024

Nichts Neues unter der Sonne

Ist es gesund, sich künstlich „besonnen“ zu lassen?

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Infrarotstrahlen oder Lichttherapie: Letztlich geht es uns dabei darum, das fehlende Sonnlicht auszugleichen. Wie nützlich und gesund sind diese „Ersatzsonnen“?

TAGESLICHTLAMPEN helfen

Heilung durch Licht ist keine neue Erfindung. Ob Assyrer, Babylonier oder Ägypter, praktisch alle großen Zivilisationen erkannten die positive Wirkung des Lichtes auf die Gesundheit. So war die griechische Stadt Heliopolis, „Stadt der Sonne“, unter anderem bekannt für ihre Heil- und Lichträume. Die Fenster waren mit speziell gefärbten Tüchern bedeckt, und man glaubte, dass die verschiedenen Farben unterschiedliche Heilkräfte bewirkten. 

Zu allen Jahrhunderten wurde mit Licht experimentiert. So war es beispielsweise Neils Ryberg Finsen, der 1903 den Nobelpreis für seine Arbeit zur Behandlung von Hauttuberkulose mit ultraviolettem Licht erhielt. Oder Dr. Auguste Rollier, der im selben Jahr eine Klinik für Heliotherapie (Sonnentherapie) in Leysin in den Schweizer Alpen eröffnete. Er behandelte sehr effektiv Patienten mit allen Arten von Krankheiten, insbesondere jene mit Tuberkulose. Diese wurden jeden Tag für bestimmte Zeiträume auf ein großes Sonnendeck gefahren. Dank großer Erfolge konnte er weitere 18 Fachkliniken eröffnen. Nach dem zweiten Weltkrieg verloren solche Therapieformen „leider“ fast gänzlich an Bedeutung, an ihre Stelle trat vor allem die Therapie durch Antibiotika.

BLICK IN DIE GEGENWART

Systematisch untersucht wurde der therapeutische Effekt erst Anfang 1980. Vor allem im Fall von saisonal abhängigen Depressionen – also besonders während der Wintermonate – konnten durch Lichttherapie deutliche Erfolge nachgewiesen werden. Hierbei werden die Patienten künstlichem Licht von sogenannten Tageslichtlampen ausgesetzt. Die Dauer der Bestrahlung variiert zwischen 30 Minuten bis zu vier Stunden pro Tag. Ein antidepressiver Effekt soll bereits nach drei Tagen eintreten. Lichttherapie bei nicht saisonal abhängigen Depressionen wies keine so deutlichen Ergebnisse auf.

Seit der Industrialisierung halten sich Menschen zunehmend nicht mehr im Freien auf und setzen sich damit längst nicht mehr der nötigen Lichtmenge aus, denn normales Tageslicht, auch bei bewölktem Himmel, ist mindestens so wirksam wie der Einsatz einer Lichttherapielampe. Darum gilt: Der Aufenthalt unter freiem Himmel ist nach wie vor das Beste für unsere Gesundheit und für einen ausgewogenen Hormonhaushalt.

Bewegung an der frischen Luft!

Heute kann man allerdings schon für wenig Geld gute Tageslichtlampen erstehen. Ich selbst verwende regelmäßig eine handliche (12x20 cm) kostengünstige Tageslichtlampe, die bei einem Abstand von 10 Zentimetern 10.000 Lux abgibt. Eine normale Zimmerbeleuchtung liegt bei 300 bis 500 Lux. Lux steht dafür, wie viel Licht von der jeweiligen Lampe am Ziel (also den Augen) ankommt. Bei einem Abstand von ungefähr 80 Zentimetern nimmt man von einer 10.000-Lux-Lampe innerhalb von 30 Minuten in etwa eine

„Tagesdosis“ Licht über die Netzhaut der Augen auf. Sprich: Die Augen sollten dabei vorwiegend offenbleiben und in die Lichtquelle schauen. Besonders in der zweiten Nachthälfte wird Melatonin im Gehirn produziert. Zu viel Melatonin kann zu Müdigkeit, Antriebslosigkeit und depressiver Stimmung führen. Es wurde beobachtet, dass, wenn die Lichttherapie unmittelbar nach dem morgendlichen Aufwachen (also möglichst früh) angewandt wird, die Produktion von Melatonin beendet beziehungsweise Melatonin abgebaut wird. Infolgedessen kommt es zu einem positiven Stimmungsumschwung. Es ist nachgewiesen, dass Licht den Melatoninhaushalt hemmend beeinflusst.

INFRAROTSTRAHLER – Was steckt dahinter?

Laut BfS ist die bedeutendste und somit auch die natürlichste Quelle für Infrarot-Strahlung die Sonne. Etwa ein Anteil von 50 Prozent davon erreicht den Erdboden. Die von der Sonne erwärmte Erde gibt ihrerseits Infrarot-Strahlung ab.

Künstlich erzeugte Infrarotstrahlung (elektromagnetische Wärmestrahlung) wird unterteilt in:

  • Kurzwellige IR-A-Strahlung (780– 1400 Nanometer). Als Heizung gut für den Außenbereich geeignet: Garten, Balkon, Wintergarten, Wohnwagen etc. Meist als Carbon-Röhren. Zur körperlichen Anwendung gut geeignet, da die Strahlen „unter die Haut“ gehen.
  • Die IR-B-Strahlung (1400–3000 Nanometer). Zum Heizen im Außenbereich nicht geeignet und auch nicht wirtschaftlich in geschlossenen Räumen. Finden noch teilweise Anwendung in Infrarotkabinen.
  • Langwellige IR-C-Strahlung (3000 Nanometer – 1 Millimeter). Gut einzusetzen in Wohnräumen, kein hoher Energieaufwand. Hierbei wird die Wärme indirekt durch Carbon-Matten an Flächen übermittelt, daher auch kein sichtbares Licht. Bei körperlicher Anwendung bereits von der Hautoberfläche oder Hornhaut absorbiert.

Den natürlichen Strahlen der Sonne gleich, vermittelt künstlich erzeugte Infrarotstrahlung beim Menschen ein angenehmes wärmendes Gefühl. Dabei wird die Luft nicht erhitzt, da die Strahlung diese beinahe ohne Energieverlust durchdringt. Es wird also kaum Energie an die Luft abgegeben. Beim Auftreffen auf den Körper versetzt die Infrarotstrahlung die Moleküle in Schwingung – dies erzeugt Wärme. Sekundär geben auch die bestrahlten Gegenstände Wärme ab. Entdeckt wurde die Infrarot-Strahlung vom deutschen Astronomen William Herschel im 18. Jahrhundert.

Sind Infrarotstrahler gesund? 

Infrarot-Strahlung ist der des Sonnenlichts sehr ähnlich. Sie ist keinesfalls mit Röntgenstrahlen oder UV- Strahlen gleichzusetzen. Letztere dringen tief unter die Haut, wobei Infrarot nur ungefähr 0,3 Millimeter in die Haut eindringt. Die dadurch erzeugte Wärme erweitert die Gefäße, was wiederum die Durchblutung fördert, Muskelverspannungen löst und Schmerzen lindert. Wie oben bereits erwähnt, durchdringen die Strahlen die Luft widerstandslos, wodurch kein Staub aufgewirbelt wird – also ideale Konditionen für Allergiker.

Auch die Luftfeuchtigkeit in Räumen wird nicht beeinträchtigt, wie es zum Beispiel durch das Heizen mit Holzöfen der Fall ist. In trockenen Räumen ist das Risiko für Kopfschmerzen höher als in Räumen mit einer ausgewogenen Luftfeuchtigkeit, die bei etwa 50 Prozent liegen sollte. Dies hat eine positive Auswirkung auf die Schleimhäute als auch auf die Netzhaut der Augen. Infrarotkabinen werden auch gerne bei Erkältungen, Rheuma oder bei Hautproblemen und sogar zur Unterstützung beim Abnehmen eingesetzt. Infrarot- Strahlung ist nicht krebserregend.

Grundsätzlich gibt es keinerlei gesundheitliche Bedenken bei der Verwendung von Infrarotstrahlung. Einzig der Energieaufwand könnte im Fall, dass die Strahler zum Heizen verwendet werden, bei schlecht isolierten alten Bauten höher ausfallen, da zu viel Wärme nach außen entweicht. Generell sorgt Infrarot jedoch für ein sehr gutes Raumklima, wie oben bereits ausgeführt wurde. Zudem soll Infrarot auch Schimmelbildung vorbeugen, da durch die ankommenden Strahlen Wärme erzeugt wird, die auch die Wände trocken hält.

KURZGEFASST

Lichttherapie/Tageslichtlampen haben nachweislich einen gesundheitsfördernden Einfluss, vor allem bei saisonal bedingten Depressionen.

Solarien sind eine wohlgemeinte Erfindung, sollten jedoch – wenn überhaupt – nicht regelmäßig zur Anwendung kommen.

Infrarotstrahler dienen als Heizung, aber auch als Strahler für körperliche Anwendungen. Es gibt bei deren Verwendung keine Bedenken – ein zielführender und guter Ersatz für fehlende Sonnenstrahlen.

 

Aus der Gesundheitszeitschrift "Leben & Gesundheit", mit freundlicher Genehmigung des Advent-Verlages Schweiz. lug-mag.com

Bild vom Autor zum Weblog Nichts Neues unter der Sonne

Autor: Stephan Freiburghaus

Chefredakteur der Zeitschrift „Leben & Gesundheit“

Artikel-Bildnachweis: dangrytsku – gettyimages.de