Artikel zum Thema "Bibel"

28.05.2020

Die Bibel gefragt

Was sagt die Bibel über Gemeinschaft? Kann man "Auge um Auge, Zahn um Zahn" auch positiv deuten?

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Was sagt die Bibel über Gemeinschaft?

Der Mensch ist ein zutiefst soziales Wesen. Wir sind biologisch und psychologisch auf Beziehungen angelegt. Schon ganz am Anfang sagte Gott: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei" (1. Mose 2,18) – und das immerhin im Paradies, wo doch alles hervorragend und unbeschreiblich gut war. 

Auch das Leben als Christ ist nicht als Alleingang gedacht, sondern wir sollen uns in einer Gemeinschaft von Gläubigen gegenseitig stärken und ermutigen. Paulus beschreibt das mit einem eindrücklichen Bild: Christus ist das Haupt und wir (gemeinsam) sind der Leib. Wir gehören zu ihm, aber auch zueinander. »Der menschliche Körper hat viele Glieder und Organe, doch nur gemeinsam machen die vielen Teile den einen Körper aus. So ist es auch bei Christus und seinem Leib« (1. Korinther 12,12). Kein Organ ist unwichtig, sondern wir erreichen unser volles Potenzial nur in der Zusammenarbeit aller »Körperteile«. Es gibt verschiedene Gaben und Talente. Manche sind auffällig wie das Predigen oder Musizieren und werden von allen gesehen. Andere Dienste finden im Hintergrund statt und werden scheinbar weniger geschätzt. Doch auch sie sind überaus wichtig für das Wachstum des Ganzen (1. Korinther 15,15–22). 

Wir sollen aneinander Anteil nehmen. »Wenn eines leidet, leiden alle anderen mit, und wenn eines geehrt wird, freuen sich alle anderen mit« (1. Korinther 12,26). In der Gemeinschaft mit anderen erfahren wir Unterstützung und Korrektur, wir profitieren von den Erfahrungen der Alten und dem Schwung der Jungen, den Ideen der Kreativen und der Beständigkeit der Fleißigen. Wir spornen uns gegenseitig auf dem Weg des Glaubens an und können gemeinsam etwas in der Gesellschaft bewegen (Hebräer 10,24–25). 

Glaube verbindet. Jesus sagte einmal: »Wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt, ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter!« (Matthäus 12,50). Wir gehören zu einer weltweiten Familie von Gläubigen, die den gleichen Vater im Himmel hat. Verbinden wir uns doch mit Gleichgesinnten, die Gott näherkommen wollen. Im Bibelkreis, einer Gebetsgruppe oder in einem sozialen Dienst für unsere Mitmenschen. Entdecken Sie das Potenzial von Gemeinschaft und Gemeinde!

Luise Schneeweiß

 

 

Kann man "Auge um Auge, Zahn um Zahn" auch positiv deuten?

"Jeder soll dem anderen helfen, seine Last zu tragen. Auf diese Weise erfüllt ihr das Gesetz, das Christus uns gegeben hat." Galater 6,2 (Hoffnung für alle)

Das im Volksmund bekannte Sprichwort »Wie du mir, so ich dir« hat häufig einen negativen Beigeschmack. Frei nach dem Motto: Das, was ein Mensch mir angetan, wo er mich beleidigt oder gekränkt hat, werde ich ihm zurückzahlen. Vergeltung und Rachegedanken kommen auf. Mit welchem Ziel? Dass ich mich am Ende gut fühle, Genugtuung spüre und mich als scheinbarer Sieger im Spiegel betrachten kann. Ist das der Umgang, den Gott für uns Menschen gewollt hat? 

Ich möchte das eingangs erwähnte geflügelte Wort von der positiven Seite betrachten: Wie du mir (geholfen hast), so (helfe) ich dir! Wo mir Gutes widerfahren ist, wo ich Hilfe, Unterstützung und Verständnis erhalten habe, kann ich dies an meine Mitmenschen weitergeben. Eine freundliche Geste, eine helfende Hand, ein paar Minuten meiner kostbaren Zeit. Jesus hatte stets ein Gespür für die Sorgen und Nöte der Menschen, er hat ihnen die Sünden vergeben und sie ermutigt, ihre Freude zu teilen. Damals wie heute hat Jesus den Menschen zugehört, sogar die Kleinsten sind bei ihm willkommen. 

Er hat uns erschaffen, damit wir unserem Nächsten Gutes tun und ihm die frohe Botschaft weitergeben. 

Woher weiß ich, was meinen Nächsten bedrückt? Will ich es überhaupt wissen? Im Zeitalter der Selbstverwirklichung und Egozentrik sind Ausreden schnell parat: Warum soll gerade ich mich um die Last des anderen kümmern? Ich habe mein eigenes Päckchen zu tragen. Ein anderer wird sich finden. Seine/Ihre Not ist selbst verschuldet. Im Gespräch gebe ich mich mit einem Lächeln und einem schnellen »Mir geht es gut« zufrieden. Meine Pflicht ist erfüllt und ich wende mich weiter meinem Leben zu. Doch Gott hat es uns anders vorgelebt. So wie er uns unsere Sorgen abnimmt, können auch wir für unseren Nächsten da sein. In der Bibel steht, dass wir das Salz sein sollen, das in der faden Suppe den Unterschied macht. Jesus verweist außerdem auf das Gebot der Liebe: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.« Wer diese Liebe annimmt und lebt, erfährt ein Stück vom Himmel auf Erden. Plötzlich öffnen sich Türen und das Herz wird von wahrer Freude erfüllt. Mit dieser Freude und Gottes Hilfe ist es leichter, unserem Nächsten etwas Gutes zu tun. 

Sabrina Rosner

Autor: Luise Schneeweiß / Sabrina Rosner

Artikel-Bildnachweis: vadimguzhva – gettyimages.de