Artikel zum Thema "Gesundheit"
Sicherheit
Gegen die Angst der Welt

Unsere Nachbarin, Ärztin und junge Mutter einer neunjährigen Tochter und vierjähriger Zwillinge, erwähnte vor ein paar Tagen, dass sie für ihre Tochter jetzt ein Smartphone kaufen werde. Sie wolle aus Sicherheitsgründen immer wissen, wo sich ihr Kind gerade aufhält, und eine spezielle App mache genau das möglich. Sie meinte: Ich brauche die Sicherheit, dass es meiner Tochter gut geht.
Sicherheit – ein Grundbedürfnis
Neben dem Wunsch, gesund zu sein, ist es uns Menschen wichtig, in Sicherheit zu leben. Das gilt zuallererst im privaten Bereich. Wenn z. B. Fremde unbefugt in mein Haus eindringen, alles durchwühlen und Chaos hinterlassen, ist das ein eklatanter Einbruch in meine Intimsphäre oder wer häuslicher Gewalt ausgesetzt ist, lebt in permanenter Unsicherheit. Das Umfeld, das uns vertraut ist, vermittelt uns normalerweise ein Gefühl der Geborgenheit, wogegen uns alles Neue und Unbekannte verunsichert. Finanzielle Sorgen können sehr viel Unsicherheit und damit negativen Stress auslösen. Aber die größte Angst, ist die vor dem nahenden Tod. Auch der Verlust eines geliebten Menschen ruft so viel Unsicherheit in uns hervor, dass dieses Trauma zu den Top-Stressoren überhaupt gehört.
Diffuse Ängste
Abgesehen vom persönlichen Bereich, gibt es ein ganzes Paket von diffusen Ängsten, die uns heutzutage beschäftigen. Diffus sind sie deshalb, weil sie auf Geschehnissen beruhen, von denen wir zwar hören, die uns aber momentan nicht direkt betreffen. In unserer Mediengesellschaft mit ihrer Informationsflut werden wir ständig mit Nachrichten konfrontiert, die Angst machen. Menschen werden durch Terroranschläge grausam aus diesem Leben gerissen. Kann es uns selbst treffen? Kann es jeden treffen? Oder die Klimakatastrophen: Auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass wir einen Tsunami persönlich erleben oder bei einem Waldbrand in unserem Auto verbrennen, hinterlassen solche Nachrichten doch eine Unsicherheit, eine diffuse Angst. Dass wir Menschen ganz offenbar nicht in der Lage sind, dafür zu sorgen, dass auf unserem Planeten alle etwas zu essen haben, macht uns immer wieder betroffen. Und die scheinbar unkontrollierbaren Flüchtlingsströme, die übers Mittelmeer nach Europa drängen, werfen die Frage auf, wie eine solche Völkerwanderung zu bewältigen ist. Diffuse Ängste, die nicht eingegrenzt und bewältigt werden, können auch zu Aggressionen führen.
Vertrauensverlust
Aber damit nicht genug. Was denken wir so bei uns, wenn es selbst der Präsident der USA mit der Wahrheit nicht so genau nimmt? »Fake News« ist zum Schlachtruf derer geworden, die die Wahrheit, auch die Wahrheit über sich selbst, nicht akzeptieren wollen. Dann ist es einfacher, die Quelle, aus der die Meldung kommt, als »Lügenpresse« abzuqualifizieren. Nur: Was macht das mit uns? Am Ende wissen wir nicht mehr, wem wir eigentlich glauben können. Jede Nachricht über Lug und Betrug, die uns erreicht, schwächt den Glauben an einen inneren Konsens innerhalb der Gesellschaft und lässt Vertrauen schwinden.
Sicherheit – eine Utopie?
Nach Terroranschlägen, bei denen Menschen umkommen oder schwer verletzt werden, sagen Politiker und Polizeipräsidenten gebetsmühlenartig diesen einen Satz: Die absolute Sicherheit kann es nicht geben. Damit wollen sie deutlich machen, dass niemand eine Garantie dafür geben kann, dass solche Anschläge verhindert werden können. Auf der persönlichen Ebene des Einzelnen wird das so übersetzt: Es könnte auch mich treffen. Und wir müssen zugeben, dass Generationen vor uns mit sehr konkreten Ängsten und Unsicherheiten zu kämpfen hatten. Nehmen wir nur die geringe Lebenserwartung und die hohe Kindersterblichkeit im Mittelalter oder die furchtbaren Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts. Es scheint so, als müssten wir Menschen auf diesem Planeten mit vielen Unwägbarkeiten und deshalb mit gewissen Unsicherheiten leben, so wie schon Millionen Menschen vor uns.
Die Rundum-Sicherheit, die wir uns wünschen, wird wohl immer eine Utopie bleiben. Und doch können wir konkret etwas tun, damit uns unsere Ängste, die konkreten und die diffusen, nicht beherrschen und lähmen.
Ein persönliches Sicherheitskonzept
Zum Glück sind wir unseren Ängsten und Unsicherheitsgefühlen nicht hilflos ausgeliefert. Wir haben es in der Hand, wie wir damit umgehen. Es hilft uns nicht weiter, wenn wir »die schlimme Welt« beklagen, wir sind gefordert, gewissermaßen unser eigenes »Sicherheitskonzept« zu entwerfen. Es könnte aus den folgenden Maßnahmen bestehen:
- Nachrichten selektiv wahrnehmen. Ich muss nicht ständig über alles Böse, das auf der Welt geschieht, informiert sein.
- Gelassenheit ist angesagt. Das hat nichts mit Verdrängen zu tun. Aber es ist wichtig, die eigene Energie und Kreativität in Veränderungen und Überwindung von Ängsten zu investieren, die mich konkret in meinem Leben und Umfeld betreffen.
- Über Ängste reden. Es hilft ungemein, sich mit anderen Menschen über das auszutauschen, was Angst macht. Wir sind soziale Wesen und in unserem seelischen Wohlbefinden stark darauf angelegt, Lasten zu teilen.
- Selbst wahrhaftig sein. Der Mangel an Wahrhaftigkeit fängt klein an.
- Vertrauen in Menschen investieren. In unserem menschlichen Miteinander sind wir auf Vertrauen angewiesen. Wir müssen selbst bereit sein, immer wieder unser Vertrauen in andere Menschen zu setzen, und erleben, wie Beziehungen entstehen, die uns ein Gefühl der Sicherheit vermitteln.
- Gottvertrauen. Menschen, die nicht nur in ihrem eigenen Leben, sondern im Schicksal dieser Erde einen Sinn erkennen können, sind glücklicher und zufriedener. Wir brauchen eine Weltsicht, die uns auch das Widersinnige in dieser Welt ertragen hilft. Jesus sagte: »In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.« Damit will er Mut machen. Diese Welt hat ein Ziel, das Gott ihr gesetzt hat. Es wird eines Tages wieder die absolute Sicherheit geben, nach der wir uns natürlicherweise sehnen.
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Autor: Winfried Vogel
Winfried Vogel ist Redakteur und Produzent bei Hope Media. Er moderiert die wöchentliche Talksendung "die BIBEL.das LEBEN", ist mit Gaby verheiratet und hat drei erwachsene Söhne und eine Enkeltochter
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